Erlebnisbericht zur Blind Pleasure am 13.12.2019
Meine Tantraerfahrungen waren immer positiv. Ich habe gelernt, eigene Energien zu geben und Energien anderer zu empfangen. Mein Selbstbewusstsein ist wesentlich auch tantrisch. Aber noch nie habe ich Tantraenergiefelder in einer Inszenierung erlebt, in dem viele andere Menschen gemeinsam in das Kraftfeldes eines Raumes eintauchen. Ich habe mir das vorher oft im Kopf vorgestellt. Ich hatte viele Bilder im Kopf, als ich vor der Tür von Blind Pleasure stand. Und jetzt weiß ich, da ist viel mehr geschehen, als ich mir vorstellen konnte, wohl auch viel mehr als ich sprachlich vermitteln kann – mir nicht und auch anderen nicht.
Das fing schon mit der genialen Ouvertüre an. Freundliche Begrüßerinnen leiteten mich. Sofort mit verbundenen Augen, habe ich keine Menschen gesehen, mit denen ich die nächsten Stunden tief vereint und doch fremd unter Fremden so herrlich tief atmende Stunden verbracht habe. Ich konnte mich in Ruhe umkleiden, wurde langsam als Blinder auf die weichen Matratzen geführt, fand meinen Platz zum Atmen und zum Finden meiner Sinnlichkeit. Dann die weiche führende Stimme. Es dauert eine Zeit, bis man sie als nah, als weise, als Freund kennenlernt. Dann aber wird der Körper, der da zunächst aus dem Alltag abgestellt erscheint, immer lichter, saugt sich selber voll mit Energie, mit Lust, mit umfassender Freude an sich selbst. Es ist stockdunkel und doch so hell mit der Stimme, mit der Lebendigkeit der erwachenden Seele himmlischer Sinnlichkeit.
Vielleicht gilt das nur für mich, aber Raum und geführtes Ritual haben mich berauscht.
Lange Zeit sind wir nur bei uns, verbunden durch das laute Atmen, durch Geräusche unserer aufsteigenden Wildheit, durch die steigende Sehnsucht, die mit dem Erwachen der Sinne den Weg weist. Noch nie habe ich meine Haut so ganz gespürt, erregt durch das Strömen der Lust vom Kopf bis zu den Füßen. Da neben mir sind sie, die Frauen und Männer, dicht neben mir, aber noch nicht erreichbar durch Berührung, durch Teilhabe an ihrem Atem. Wir machen uns bereit, begleitet, wie ich das aus meinen früheren Tantraerfahrungen nicht kenne. Wir haben unsere Meisterin und unseren Meister. Allein dieser prachtvollen Menschen wegen ist Wild Life ein Angebot, das alle Versprechungen übersteigt.
Nach der langen Einstimmung unserer Seelen und Körper kommt dann der Übergang ganz fließend, die ersten Berührungen mit den anderen zu suchen. Sie bleiben ja Fremde, wir sehen sie nicht, sondern wir fühlen sie – in uns. Zunächst spielen lange unsere Finger miteinander, finden die Bahnen der Berührungen über die Arme, den Hals zum Körper. Wir reden nicht miteinander, wir tauschen unseren Atem, unsere Bereitschaft zur Lust in einer Sprache, die behutsam nach Ausgleich und gegenseitigen Respekt sucht. Wir sind vollständig sexuelle Wesen, nun nicht mehr im Spiel und im Stress der Konventionen, sondern in der Möglichkeit, alle Energien des anderen in unseren eigenen Kosmos der Lust einzufügen. Wahnsinnig schöne Kräfte werden freigesetzt, nicht nur als vereintes Paar von zwei Fremden, sondern vereint in der Symphonie der Lust, die diesen Raum zum Klingen bringt. Da übersteigt das Ritual in der Realität alle Vorstellungen, die ich vorher über diese Tantrasession haben konnte.
Auch das Ausfließen des rituellen Teils in den freien Teil des Abends läuft sanft und organisch. Die Stimme ist der Musik gewichen. Wir dürfen bleiben und machen, wie wir gerade sind. Wir können nun aber auch unsere Binden abnehmen, aufstehen, etwas essen, etwas trinken, plaudern oder schweigen. Jede und jeder findet nun seinen eigenen Weg. Ich bin – fast bis zum Ende – auf der Matratze geblieben, habe die Wärme von Körpern genossen, die ich nicht besitze, die mir aber mehr geben als irgendein Besitz geben kann. Geführt aus dem Dschungel der Dunkelheit und Einsamkeit zur höchsten Vollkommenheit des sinnlichen Seins können wir nun genießen, geben und nehmen und in der Harmonie der Lust zeitlos und frei durch die Gegenwart als unendliche Zeit schweben.
Vielen Dank für einen solchen Abend. Ich gönne den vielen Menschen. Vielen Dank auch an die Helferinnen und Helfer. Sie sind alle Klasse.
Uli Klara
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