Ein Erlebnisbericht zum Tantraabend “Der Pfad des Wilden Lebens” am 27.1. von Rolf Netzmann
Eine Fabriketage in einem Hinterhof in Kreuzberg ist heute Abend wieder einmal mein Ziel.
„Der Pfad des wilden Lebens“ lockt mich.
Was bedeutet das für mich? Was kann ich mitnehmen aus einem Abend, der als Einstieg in das Tantra definiert wird?
Zunächst begrüße ich liebe Bekannte, umarme sie und komme schon dadurch langsam in diesem Abend an. Ich tanze mich ein, tanze dem Alltag davon und komme immer mehr mit mir in Kontakt. Der Abend beginnt mit einer Einführungsrunde. Jeder stellt sich kurz vor und erzählt auch, welche Vorstellungen er von den nächsten Stunden hat.
Denn für einige Teilnehmer ist es der allererste Kontakt mit Tantra.
Das erinnert mich, während ich so lausche, an meinen Einstieg in etwas, was ich damals auch als mystisch und geheimnisvoll empfunden habe, als ich im Lichtraum in Weißensee das erste Mal in einem Kreis mit Chono, Tandana und anderen Menschen saß. Wir beginnen den Abend mit einem Active Body Scan, wir lauschen in unseren Körper, während wir uns bewegen.
Dabei lassen wir unseren Körper entscheiden, was er gerade will, sich Recken und Strecken, sich in die Knie beugen, wild schütteln oder später sich mit dem Boden verbinden und das Becken kreisen lassen. Wir atmen laut, stöhnen, gähnen, lassen all das unseren Körper verlassen, was aus uns drängt, weil wir es heute Abend nicht brauchen. Mir kommt dieser Body Scan sehr kurz vor, ich habe mich auch schon deutlich länger so bewegt, in mich gespürt, mich fallen lassen und den Geist in Ruhe kommen lassen.
Aber klar, es ist eine Einführung, nur ein Abend, das ist der Grund für die Kürze.Nach einer kleinen Pause, in der wir Teilnehmer Inne halten, uns sammeln und schweigen, beginnt das Inselritual des Abends. Sozusagen der spielerische Teil, genussvoll, meditativ, erotisch, lustvoll und auch sexuell.
Ich entscheide mich für Lust, möchte sie ausleben an diesem Abend. Und bleibe auch nicht lange allein auf meiner Insel. Es beginnt eine sehr intime Zeit, ein Küssen, Streicheln, ein genussvolles Spiel mit der Erregung. Was auf den anderen Inseln passiert, nehme ich nur als ein Hintergrundrauschen wahr.
Seelisch und auch körperlich bin ich auf meiner Insel, spüre zarte Hände auf meiner Haut, entdecke den Körper einer Frau und gleite langsam in einen Rausch der Sinne. Eine Frau verwöhnt mich, während ich eine andere Frau sanft berühre und dabei auch von einem Mann zart massiert werde. Das Spiel auf der Klaviatur der Lust wird intensiver, die Berührungen fordernder und fester.
Diese eine Frau und ich wollen jetzt alles, das ganze wilde Leben ohne Tabus und schenken einander jetzt auch alles. Denn Tantra, so wurde es an diesem Abend gesagt, bedeutet eben auch: Nichts ist falsch, es darf sein, fließen, sich entwickeln. Die Insel füllt sich weiter, es ist ein schönes, harmonisches Miteinander, ein Spielen und Genießen.
Irgendwann ist jedes Ritual einmal zu Ende und so liege ich auf meiner Insel mit meinen anderen Inselbewohnern und lasse mich noch einmal fallen in diese Oase der sinnlichen
Berührungen, erotischen Begegnungen und sexuellen Energie. Für den Rest des Abends gilt: Das Ritual ist vorbei, es wird heute Abend darüber nicht mehr geredet. Wir sind auch wieder bekleidet und stehen bei Tee und Wasser sowie Häppchen zu Essen in kleinen Gruppen beieinander. Kontaktdaten werden ausgetauscht, es entwickeln sich Gespräche und der Abend klingt langsam aus.
Umarmungen, Berührungen, ein sich Vergewissern, wir sehen uns wieder, leiten allmählich den Abschied ein. Was ist nun das wilde Leben für mich? Definitiv auch das Ausleben sexueller Träume, Wünsche und Ideen.
Jedoch auch das mich Einlassen auf Begegnungen mit mir fremden Menschen, das mich Öffnen für das Leben und seine polyphone Vielfalt. Auch das mich Fallen lassen in den Halt anderer Menschen. Es war ein sehr intensiver, harmonischer, sinnlicher, genussvoller, lustvoller, auch erotisch-sexueller Abend. Ich begebe mich innerlich ruhig und tief genährt auf den Heimweg.
Rolf
(angstberatung-berlin.de)
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