Wie passend, lieber Andro, dass du die Wintersonnenwende wählst, um deinen Körper zu verlassen und in die Formlosigkeit zurück zu kehren. Es ist schön, die Ruhe und Dunkelheit, die Zeit der Rauhnächte, des Vergehens und des Neubeginns zu haben, um diesem großen Ereignis in deinem Leben und deinem Wirken nachzuspüren. Raum um berührt und bewegt zu sein.
Natürlich war es bei dir in Brasilien die Sommersonnenwende, aber es ist nichtsdestoweniger ein Wendepunkt der Zeiten, und wir schreiben und senden dir diese Worte aus der Dunkelheit der nördlichen Polarnacht.
Für Chono warst Du ein wichtiger Lehrer und Meister, für uns beide einer der wichtigsten Wegbereiter und Weggefährten auf dem Weg der Liebe. Vermutlich würde es das Wild Life Tantra Institut ohne dein Wirken so nicht geben.
Der Tod ist für uns so heilig und schön wie die Geburt. An einem Punkt in der Raumzeit verdichtet sich Energie zu einer Seele, zu einem Erdenreisenden, um Fragen zu stellen an die Existenz, zu wachsen und zu blühen, zu wirken und Weisheit zu sammeln, und am Ende wird diese gesammelte Weisheit, dieses Lebenswerk wieder frei. Wie eine Feuerwerksrakete oder eine Supernova verteilt sich die Energie im Kosmos, wird für alle Wesen zugänglich, schenkt der ganzen Welt einen kleinen Bewusstseinssprung. Plötzlich werden Dinge wie von Geisterhand leichter, beantworten sich große Fragen auf einmal ohne viel Anstrengung.
Wenn ein Mensch – besonders jemand wie du, der als göttliches Medium massenhaft neue Ideen, neues Wissen “heruntergeladen” hat – seinen Körper verlässt, ist es wohl vielleicht ein Schock und sehr schmerzhaft für die, die gern ihr Leben und ihren Alltag mit dir teilten, aber es ist auch ein unermessliches Geschenk, weil dein Werk vollendet, der Same tausendfach gesät ist. Schon jetzt treibt er wunderbare Blüten in der Welt, und es wird unsere Kulturen in wilden Ranken durchwachsen, denn du hast wirklich etwas bewegt und die Lawine wird kommen. Immer häufiger dokumentieren öffentliche Medien das Tantra, wie du es nach Europa gebracht hast, mit liebevoller Neugier und Wertschätzung, mehr und mehr Menschen jeder Couleur nehmen Notiz davon, die kritische Masse ist erreicht, die Welle bricht jetzt richtig gründlich los.
Gestern, am Tag deines Todes, als wir davon noch nicht erfahren hatte, kam ein Text von Hermann Hesse zu uns, der uns sehr bewegt hat. Er spricht davon, dass der Eigensinn die höchste Tugend ist, dass es die Eigensinnigen sind, die zu Lebzeiten Anstoß erregen und die posthum zu Helden werden, zu den wahren Helden, die anderen die Augen öffnen. Hesses Worte sind wirklich wunderbar, darum möchten wir sie hier teilen.
Du bist jetzt, nach deiner Auflösung, überall, deine Energie ist Teil jedes Moleküls geworden, das wir atmen und essen. Den meisten von uns bist du dadurch sogar näher gekommen. Sei jeder unserer Atemzüge eine Umarmung für dich.
Und natürlich gilt unser Nachspüren, unsere Liebe und unser tiefes Namasté auch Ram Dass, den wir zwar weniger gut kannten, aber ebenso hoch schätzen und ehren. Er ging Hand in Hand mit dir, schöner Show-Down, ihr beiden, vielen Dank dafür! Seid ihr euch eigentlich mal zu Lebzeiten begegnet? Zumindest wohl dann gestern, am 22.12.2019 zur Wintersonnenwende auf dem Weg nach überall.
Wir denken an dich, lieber Andro, spüren dir nach mit jeder Zelle und genießen in stiller Ekstase, dass es dich gibt. Wir tragen deine Fackel mit Stolz, Lust und Freude weiter.
In Liebe
Chono & Tandana
P.S. An deinem Todestag hatte ich auch meine Tantra-Version von Leonard Cohens Hallelujah veröffentlicht, die ich dir, lieber Andro hiermit ausdrücklich widme:
https://youtu.be/MtcUoNDvXoc
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Wir schreiben über das Wilde Leben. Tantra, Coaching, Beratung, Körperarbeit, Atemtherapie, Improtheater, Tantramassage und schamanische Arbeit – all das will im Kern eine starke und glückliche Persönlichkeit auf dem Sockel einer geheilten Sexualität entfalten.
Danke Nils für Deine bewegenden Zeilen!
Ja, Andros Geist ist nun überall, befreit von seinem Körper und wir, seine Schüler, sind jetzt in der Verantwortung, seine Botschaft und seine Liebe in die Welt zu tragen. Viel Erfolg bei Deiner Arbeit in seinem Sinne und mit Deiner eigenen Note!
Aloha, Klaus Gabriel