Zeitlos im Rausch und das Nichts

Ein persönlicher Erlebnisbericht zum Seminar “Ekstase” (Offenes Tantratraining Level III) vom 12. – 15.7.2024

Ekstase war das Thema des Seminars von Freitagabend bis Montagnachmittag. Ekstase, die erlebe ich beim Fußball, wenn die Fanschals in die Höhe gereckt werden und aus Tausenden Kehlen die Hymne des Vereins mitgesungen wird. Ekstase erlebe ich auch beim Sex, wenn alle Hemmungen fallen und wild gevögelt wird. Ekstase also, Tabus brechen, neue Wege gehen und die eigenen Grenzen verschieben. Da bin ich gerne mit dabei.

Einige der teilnehmenden Personen kenne ich schon, ein herzliches Willkommen und kurze Plaudereien läuten den Abend ein. Was beschäftigt mich, welche Frage habe ich mitgebracht, für deren Antwort mir hier Wege aufgezeigt werden? Was braucht es für mich, um Ekstase zu erleben, um tief in die Lust einzutauchen und mich davon schwemmen zu lassen in die Untiefen des wilden Seins?

Meinem Weg folge ich in Atemtechniken, aktiver Körperwahrnehmung und mir schon bekannten Gesprächsformaten und auch der zarten, sinnlichen Berührung meines eigenen Körpers. Zeitlos im Rausch fühle ich mich. Bis ich plötzlich am Sonntag früh das Nichts spüre.

Der Kontakt zu mir, der Energie im Raum und den Anderen ist weg. Wie eine Aufziehpuppe fühle ich mich, die mechanisch Bewegungen ausführt. Ich empfinde das als außerordentlich hinderlich für dieses Wochenende.

Der Wunsch, auszusteigen und abzureisen, wächst in mir. Doch da ist noch eine andere Frage. Wann und wie komme ich wieder in Kontakt mit mir, der Energie und den Anderen? So bleibe ich und beobachte mich selbst.

Ich bleibe im Raum, mit all den aktivierenden Elementen, dem Tanz, der Musik, der Energie. Irgendwann spüre ich eine erste zarte Freude. Lasse sie sich ausbreiten in mir. Ja, das ist der Weg, um wieder in den Kontakt zu kommen.

Die Freude in mir wird intensiver. An dieser Stelle ein ganz herzliches Danke an Tandana, die mich gehalten hat. Ohne Dich wäre ich ausgestiegen und gegangen. Tanzen soll ich, ausdrücken, was ich fühle, herauslassen, was in mir ist. Ja, ich tanze, wild, schwungvoll, lasse den Körper führen, leicht und frei. Eine Freude in mir lässt mich vibrieren.  Am Ende des Tanzes stehe ich schwer atmend da und spüre: Ich bin wieder ganz bei mir.

Tantra ist für mich schon lange Jahre ein mich emotional stützendes Element in meinem Leben. Doch an diesem Sonntag war es mehr: ein Element meines Heilungsprozesses.

Als Seminaranbieter sage ich meinem Teilnehmer*innen immer, stellt Euch Euren Ängsten und dem, was Ihr gerade empfindet. Bleibt aktiv, versucht, den Verlauf dessen, was passiert, selbst zu beeinflussen. In dieser Runde war ich nun selbst gefordert, aktiv zu bleiben und mich dem Nichts zu stellen. Was ich feststellen konnte: Die Aktivität um mich herum, Musik, Tanz, andere Menschen, war hilfreich, damit ich wieder in die Spur komme.

Den Weg, in der Situation zu bleiben, mich so weit wie möglich offen halten für die Umgebung, mich nicht verkriechen, nahm ich sehr intensiv wahr. Denn hier war ich Teilnehmer und nur für mich verantwortlich. Diese Intensität erlebte ich als neu.

An dieser Stelle sage ich auch allen Teilnehmenden Danke, die mich begleitet und gehalten haben.

Ihr wart spitze.

Ekstase habe ich erlebt, wenn auch anders als erwartet. Sie bedeutete für mich ein wieder mich selbst spüren, ein lustvolles Aufnehmen sinnlicher Begegnungen, auch als Beobachter.

Zärtliche Berührungen genießen, aufgehen in der intimen Begegnung mit Shaktis und als Shiva mich auch fallen lassen, das empfand ich an dem Sonntagabend als Ekstase.

Aus dem „zeitlos im Rausch“ in das „Nichts“ und wieder retour, dieses Wochenende werde ich nicht vergessen.

Rolf Netzmann
(angstberatung-berlin.de)

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