Staunend, mit Neugier und ganz offenem Herzen

Erlebnisbericht einer Teilnehmerin zur Tantric Dating Night am 18.9.2025

Mein erster Impuls, mich bei der Tantric Dating Night anzumelden, war Neugierde – und die Freude, was für eine großartige Vielfalt man in Berlin erleben kann. Ich kannte Tantra nur etwas in der Theorie, dachte bis vor Kurzem (Wende ca. mit 50 Jahren), eine sexuell relativ freie Frau zu sein, und habe dann in der Rückschau festgestellt, wie ich Muster bediene, wie festgefahren (auch durch eine langjährige Ehe) meine Vorstellungen vom Ablauf einer körperlichen und damit auch gleich sexuellen Begegnung sind und wie mich diese Erwartungen an mein Gegenüber, aber auch an mich selbst, einschränken.

Ich wollte wissen, wie mein Nervensystem auf „fremde“ Berührung reagiert und wie es sich anfühlt, dabei auch bei mir zu bleiben und nicht den Fokus auf den Mann (ich hatte mit Ausnahme von einigen One-Night-Stands mit Frauen nur heterosexuelle Begegnungen) und sein Begehren zu legen. Außerdem wollte ich gucken, wie es um meine Lust bestellt ist, wie intensiv ich mich auf Begegnungen in einem explizit körperlichen Setting und doch mit klaren Grenzen einlassen kann. Das erste Mal hat mich so positiv überrascht, noch neugieriger gemacht und die Sehnsucht nach lustvoller Körperlichkeit genährt, dass ich auch zu der folgenden Tantric Dating Night gegangen bin.

Als weiteres, „therapeutisches“ Thema bringe ich die Erfahrung einer gewaltvollen sexuellen Situation in einer Beziehung mit – vor einem Jahr hat mich mein damaliger, auch vorher schon psychisch gewalttätiger Partner in einer Nacht mehrfach vergewaltigt (was mich dann zu einer radikalen Trennung bewegt hat und was mich wieder nach Berlin zurückgebracht hat). Ich habe therapeutische Hilfe in Anspruch genommen und auf der Kopfebene war das sehr hilfreich – von daher war ich stabil und hatte mir die Teilnahme am tantrischen Dating gut überlegt. Aber um zu sehen, wie diese Erfahrung auf Körperebene gespeichert ist, wollte ich probieren, wie ich und mein Nervensystem reagieren, wenn mich ein fremder Mann anfasst, berührt, wie sich männliche Erregung jetzt für mich anfühlt und wie es mir gelingt, meine Grenzen gut zu halten. Gleichzeitig hatte ich eine große Sehnsucht nach körperlicher Berührung und achtsamem Kontakt mit Männern. Ich habe aber bewusst keinen „Kuschelabend“ gewählt (oder einen One-Night-Stand) – sondern ein Ritual, welches an sich klare Grenzen und einen gehaltenen achtsamen Rahmen vorgibt.

Schon das „Eintanzen“ hat mich sehr entspannt, den Druck rausgenommen, und ich war sehr dankbar, erst einmal bei mir ankommen zu dürfen, für niemanden „vortanzen“ zu müssen und meinen Körper ganz bewusst spüren zu können. Gleichzeitig konnte ich schon da spüren, wie schnell ich urteile und vor allem über das Äußere gehe, wie stark ausgeprägt dieser Mechanismus vor allem bei Männern ist, während ich bei Frauen viel zugewandter und „freundlicher“ bin. Dann erlebte ich in der Begegnung, wie sanft und einfühlend die Männer in fast allen Begegnungen waren, wie eine intensive Übertragung von Verbundenheit über ganz sanfte Berührung – Hände und vor allem Gesicht – funktioniert. Ich erlebte, wie mein Nervensystem sich öffnet und entspannt, wie das Äußere in den Hintergrund tritt, wie es eher die Energie ist, die von dem Menschen ausgeht. Dazu kam die heilsame Erfahrung, wie Grenzen ganz einfach gehalten werden können – auch weil der Rahmen so respektvoll gehalten wurde und ich einfach wusste, dass ich ganz sicher bin.

Bei der ersten Begegnung habe ich einfach geweint. Das In-den-Arm-Nehmen hat so viel Spannung aus mir genommen, dass ich weinen konnte und mich dabei halten lassen konnte – ohne den Kontakt mit mir selbst zu verlieren. Die nonverbale Kommunikation hat es so erleichtert – ich musste mich nicht erklären, sondern konnte einfach sein, ich musste meine Grenzen nicht verteidigen, sondern konnte sie ganz sanft anzeigen und war beeindruckt, wie einfach diese Kommunikation war.

Auch wenn es irgendwie paradox scheint – das klar strukturierte Ritual, hat mir geholfen, mich ganz einzulassen und „hinzugeben“ an den Moment, an den Mann, mit dem ich diesen Moment teile, und an meine Empfindungen. Zu wissen, dass es nur um den Moment geht, dass ich keine Erwartungen erfüllen muss, es kein „Danach“ gibt und ich keine Rolle spielen muss, war unglaublich befreiend.

Ich konnte mein Herz wieder für Männer öffnen und meinen Blick und meine Hände, meinen Körper – manchmal auch meinen Schoß – liebevoll öffnen und weit machen.

Bei beiden Dating Nights hat mir das Universum genau die Gegenüber geschenkt, die alle meine Themen angesprochen haben und die so viele Facetten in mir sichtbar gemacht haben: wie scheinbar mühelos mein Körper zwischen tief und leicht, spielerisch und mitfühlend wechseln kann. Ich konnte auch das Begehrt-Werden zulassen – wenn mein Körper das auch wollte. Sonst konnte ich wahrnehmen und auch zeigen, wenn mein Interesse nicht sexuell war. Einmal begegnete ich einer Frau und es war eine intensive, sehr schöne Erfahrung.

Auch konnte ich annehmen, was ich nicht bin und auch nicht sein muss: Ich bin kein Laut-Lacher, ich bin nicht die Spiel-Kämpferin (mache ich mit meinem Sohn), ich mag es in diesem kurzen Rahmen eher ruhig und behutsam, ich brauche keine Performance, ich genieße das Nonverbale. Und war bei beiden Malen von der hohen Präsenz, die die Menschen miteinander, untereinander zu zweit hatten, fasziniert und begeistert.

Nach beiden Abenden war ich genährt, verbunden, mit mir, meinem Körper und allen anderen Menschen im Raum, ganz sanft verbunden. Beim ersten Mal war das „Wollen“ noch etwas präsenter („den Partner hätte ich gerne gehabt“), beim zweiten Mal war mir schon viel klarer, dass es alle Facetten sein dürfen. Und dass ich Männer wieder ganzheitlicher, liebevoller, mitfühlender betrachten kann – einfach so, ohne Absicht, ohne Verpflichtung, und trotzdem erst in gewisser Zeit wieder als „festen“ Partner.

Traut euch, es ist so bereichernd!

In zärtlicher Verbundenheit, N.

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Staunend, mit Neugier und ganz offenem Herzen – Chono Wild Life
1 Monat zuvor

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