Das Tantratraining in der Gruppe ist eine wunderschöne und spannende Erfahrung. Alle sind aufgeregt und kommen mit den unterschiedlichsten Hoffnungen, Wünschen, Befürchtungen und Erwartungen. Es geht um große Gefühle, um viel Energie, um Liebe, um Sex, um Begegnung, um Berührung, um Lebendigkeit und so vieles mehr! – Wir möchten in diesem Artikel einige wichtige grundsätzliche Dinge erklären und sicherstellen, dass du diesbezüglich nicht mit falschen Erwartungen ins Training kommst. Wir setzen dieses Wissen voraus, wenn du dich anmeldest.
Dieser Artikel betrifft vor allem die Seminare “Loving Body Tantramassage- & Liebestraining” I & II und im “Offenen Tantratraining” die Seminare ab Level III. Auf all diesen Seminaren arbeiten wir explizit an und mit der Sexualität. In den Seminaren auf Level I & II des Offenen Tantratrainings (nicht zu verwechseln mit Loving Body) gibt es hingegen nur wenige Partnerübungen und die Rituale sind hier in der Regel Gruppenrituale und nicht paritätisch. Hier gilt grundsätzlich, dass sexuelle Handlungen zwar teilweise erlaubt sind, die praktische Sexualität ist aber niemals der Kerninhalt der Übungen und Rituale.
Wird das Tantraseminar paritätisch sein?
Dies ist mit Abstand die häufigste und drängendste Frage bei den Menschen, die neu zu uns kommen. Die kurze Antwort lautet: Vielleicht.
In erster Linie gilt immer der Grundsatz der Freiwilligkeit: Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin kann sich zu jeder Zeit entscheiden, vom Seminar zurückzutreten (dabei gelten natürlich Stornobedingungen) oder an einer Übung oder am Ritual nicht teilzunehmen. Wir wollen und können selbstverständlich niemanden zu sexuellen Handlungen oder sonst irgendetwas zwingen. Entsprechend können wir die Parität zu keiner Zeit garantieren.
Tantratraining ist keine sexuelle Dienstleistung
Anders als eine Tantramassage, die du als Kund*in bei einer*m Tantramasseur*in buchen kannst, die tatsächlich auch vor dem Gesetz eine sexuelle Dienstleistung (“Prostitution”) ist und wo du als Kund*in für dein Geld den Konsum zuvor vereinbarter sexueller Handlungen zurecht erwarten darfst, gilt dies keinesfalls für unsere Gruppenveranstaltungen im Rahmen des Tantratrainings. Es ist wirklich wichtig, das zu verstehen, es gibt diesbezüglich des Öfteren Missverständnisse.
Tantratraining dient der Selbsterfahrung, bietet sexpositive Übungsfelder, die sexuelle Handlungen zwischen den Teilnehmenden untereinander einschließen können und sollten, aber natürlich nicht müssen. Tantra – als persönliche, spirituelle Praxis, als Erleuchtungspfad, als Lebensphilosophie – erfüllt nicht deine Bedürfnisse nach Sex, Liebe, Berührung usw. – Tantra zeigt dir vielmehr Wege, dich selbstwirksam solche Bedürfnisse zu kümmern. Tantratraining ist keine Wellnessveranstaltung, sondern intensives Training, mit Grenzerfahrungen, Wachstumschancen und Herausforderungen, und mit dem Ziel, selbstwirksam deine Liebesfähigkeit zu maximieren, indem du übst. Menschen bedingungslos und unterschiedslos zu lieben und zu verehren und mit ihnen deine sexuelle Energie synergetisch maximal auszuleben.
Wichtig dabei: Dies ist das Leitbild und nicht die Pflicht. Es geht also nicht darum, dass du dazu schon in der Lage sein sollst, wenn du zu uns kommst und mit dem Training beginnst. Es geht auch nicht darum, dass du dieses Ziel vollständig erreichen musst. Es geht viel mehr um den Weg, um die Neins, die dir unterwegs begegnen, und die Entgrenzungsangebote, die sich dahinter verstecken. Du darfst alle deine Neins behalten, du musst mit niemandem intim werden, wenn du es nicht willst, es ist und bleibt deine Entscheidung zu jedem Zeitpunkt des Trainings, in jeder Übung, in jedem Ritual.
Die letzten Absätze enthalten für dich möglicherweise einige Triggerpunkte. Lies sie am besten mehrmals und ganz in Ruhe. Es ist wichtig, dass du das alles verstehst und dich damit entspannen kannst. Du kannst mit uns auch vor deiner Anmeldung darüber sprechen und Fragen stellen, wenn du diesbezüglich unsicher bist.
Was heißt das für die Parität?
Selbst wenn unser Bemühen von Erfolg gekrönt ist, dass die Trainingsgruppe zu Beginn aus gleich viel Männern und Frauen besteht, heißt das noch lange nicht, dass jede*r von ihnen bei allen Partnerübungen bzw. beim Ritual bereit ist, mitzumachen. Eine aus tantrischer Sicht genauso wertvolle Alternative, die immer möglich ist, ist stets die Zeugenschaft, also dass jemand bei einer Übung zuschaut. Im Ritual bekommen die Zeug*innen auch immer Aufgaben als Ritualhelfer*innen. Auch in dieser Rolle gibt es tiefgreifende, transformierende und oft sehr beglückende und lehrreiche Tantraerfahrungen zu sammeln.
Deshalb kommt es regelmäßig vor, dass situativ keine Parität zustande kommt. Wir bilden dann üblicherweise Dreiergruppen, seltener auch größere, um zu gewährleisten, dass möglichst alle, die mitmachen wollen, auch mitmachen können. Teil einer solchen Dreiergruppe zu sein, ist für viele Menschen komplett neu und ungewohnt und sorgt deshalb zum Teil für große innere Widerstände.
Die intime Begegnung zu dritt erfordert, dass du offen dafür bist, dass du dich mit einem gleichgeschlechtlichen Gruppenmitglied in der gegengeschlechtlichen Begegnung abwechselst oder ihr gemeinsam Dreiervariationen praktiziert. Sie bietet zudem die wunderbare Möglichkeit, sich auch in der gleichgeschlechtlichen Begegnung mal auszuprobieren.
Das Tantratraining hat dann für dich auch den Sinn und Zweck hat, deine möglicherweise auftauchenden Konkurrenzthemen, Verlustängste oder homophobe Widerstände zu bearbeiten. Neben den ohnehin schon anspruchsvollen Trainingsaufgaben, welche die Übung oder das Ritual an sich bietet, kommen diese Herausforderungen noch dazu. Sich auf zwei möglicherweise sehr unterschiedliche Menschen gleichzeitig oder abwechselnd einzulassen, braucht oft ungleich viel mehr Bewusstheit und Fokussierung und ein flexibles und entspanntes Einfühlungsvermögen. Das kann schon mal Stress erzeugen, bietet aber auch entsprechend viel Lern- und Wachstumspotenzial für deinen tantrischen Weg.
Die gute Nachricht ist, du bist nicht allein – ihr könnt einander empathisch und verständnisvoll unterstützen, euch gegenseitig den Leistungsdruck nehmen, und last but not least sind da ja noch wir, die Prozessbegleiter, die euch unterstützen.
Ebenso besteht die Möglichkeit, dass dich das Los trifft, mal keine*n Partner*in zu bekommen, auch wenn du dich für die Übung oder das Ritual bereit erklärt hast, weil es die Gruppenkonstellation mit all den laufenden Prozessen nicht mehr hergibt, weil bspw. mehrere Menschen sich gegen die Übung oder das Ritual entschieden haben, sodass du unfreiwillig in die Zeug*innen Rolle geworfen bist. Dann ist dies in dem Moment der Inhalt deines Tantratrainings, mit den Gefühlen und Prozessen umzugehen, die daraus entstehen. Auch diese Prozesse begleiten wir.
Kann ich mir meinen Partner aussuchen?
Für einige Trainingsseminare bieten wir ausdrücklich die Sonderregel an, dass Menschen, die sich von vornherein als Paar anmelden, die Möglichkeit haben, Partnerübungen und Rituale ausschließlich miteinander zu machen. Manchmal müssen sie sich das am Anfang für das gesamte Seminar überlegen, ob Ja oder Nein, manchmal ist es möglich, im Laufe des Seminars damit zu experimentieren.
In jedem Fall erwarten wir aber auch von den Paaren, dass sie sich ganz auf die Gruppenprozesse einlassen, bei Gruppenübungen oder Kleingruppenübungen mitmachen und sich energetisch auch nicht in ihrer “Pärchenbubble” absondern. Sie sollen ihre Gefühls- und Paarprozesse in den Sharingrunden mit der Gruppe teilen und fluide mit der Gruppe im Austausch bleiben, selbst wenn sie vereinbart haben, mit anderen keine physisch-körperliche Intimität zu teilen.
Es gibt keine Partnerwahl
Normalerweise gibt es im Tantratraining in den meisten Fällen nicht die Möglichkeit, sich seinen Partner selbst auszusuchen, außer die Seminarleitung möchte gezielt Konkurenzprozesse sichtbar machen. Dafür gibt es im Seminar genügend Freizeit, um dich den Menschen zuzuwenden, die dich persönlich interessieren und mit denen du intensiv Zeit und Energie teilen möchtest.
Die Partner werden entweder ausgelost oder durch uns, die Seminarleitung, bestimmt. Wir sind dabei stets bemüht, im besten Interesse der ganzen Gruppe zu entscheiden und nach Kräften und Möglichkeiten alle gut und im Geiste des Tantratrainings und dessen höheren Zielen sinnhaft unterzubringen. Es ist dabei immer eine deiner tantrischen Basisübungen, deine persönlichen Bewertungen und Präferenzen zurückzustellen gegenüber der tantrischen Praxis, der höheren Erkenntnis, der angestrebten Energie und der zu kreierenden Wachstumserfahrung.
Und nochmal: Kein Grund zur Sorge, entspann dich. Es geschieht immer alles freiwillig oder gar nicht. Menschen, die länger beim Tantra sind, wissen: Das Universum hält immer die Erfahrung für dich bereit, die du gerade brauchst, auch wenn es nicht die Erfahrung ist, die du dir gewünscht hättest.
Habt ihr keinen Pool von Springern?
In der Tantrawelt hält sich nachhaltig der Mythos, Tantrainstitute hätten einen “Pool” von Menschen, damit sind meist Frauen gemeint, die einspringen könnten, wenn die Parität nicht stimmt.
Die Wahrheit ist unserer Erfahrung nach differenzierter:
Es gibt Tantrainstitute, die lösen das “Paritätsproblem” darwinistisch. Das heißt, es gibt insgesamt relativ viele Teilnehmende und jeder, der ins Ritual möchte, hat mit Partner zu erscheinen oder muss schnell genug anwesend sein um noch jemanden abzubekommen. Der Rest hat Pech, wird in der Regel aber von der Seminarleitung im Prozess der Integration dieser Erfahrung auch nicht weiter unterstützt. Kann man so machen, wir wollen das hier nicht weiter diskutieren, nur so viel: Das ist für uns keine Option.
Vielerorts gibt es auch kleine, private Tantragruppen von Menschen, die sich kennen, die in Eigenregie Rituale oder Massageaustausch praktizieren, wo man problemlos jemanden aus dem eigenen Kreis anrufen kann und fragen, ob jemand einspringt, wenn jemand anders abgesagt hat. Diese Menschen kennen sich dann aber auch schon, das sind private Gruppen, keine öffentlichen Institute, die wie wir Tantratraining auf dem Tantramarkt anbieten, offen für jeden Menschen, der entsprechend qualifiziert ist. In solche Gruppen kommt man nur über persönliche Kontakte und Empfehlungen.
Es gibt auch Anbietende, die Rituale und andere Tantra-Erlebnisse mit einer Art Sex-Garantie verkaufen, analog zur Tantramassage als Dienstleistung, die dann auch entsprechende sexuelle Dienstleister*innen verpflichten. Wir verurteilen das ausdrücklich NICHT, es ist aber einfach überhaupt nicht das, was wir anbieten, und es hat mit Tantratraining, wie wir es verstehen, nichts zu tun. Es ist eine völlig andere Erfahrung und Intention, es ist uns wichtig, mit diesen Anbietenden nicht verwechselt zu werden, damit im Vorfeld keine falschen Erwartungen mitgebracht werden.
Man darf einfach auch nicht vergessen, dass der Begriff “Tantra” offiziell nicht geschützt oder geschweige denn klar definiert ist. Jede*r hat das Recht “Tantra” zu nennen, was er/sie eben für Tantra hält. Das ist schon seit mindestens 5.000 Jahren so und ist an sich wiederum Teil des großen Gewebes namens “Tantra”, was zu akzeptieren wir höchst tantrisch finden.
Unseren Weg, den wir mit einigen befreundeten Tantrainstituten so oder in ähnlicher Form teilen, haben wir bereits erklärt. Wir haben durchaus manchmal fortgeschrittene Helfende oder Assistierende in der Gruppe, die gern die tantrische Herausforderung annehmen, “Springer*in” zu sein, also bei Bedarf in die Gruppe zu gehen, oder raus, um die Parität ein Stück weit “abzupuffern” – und auch für diese gilt der Grundsatz der Freiwilligkeit, sie sind zu nichts verpflichtet und garantieren nichts.
Schluss mit dem Pool-Mythos, bitte!
Uns wird immer wieder von verschiedenen Seiten her angetragen, wir sollten uns doch einen solchen Pool von Menschen einrichten, die kurzfristig einspringen, damit wir Parität für das Ritual gewährleisten können. Unsere persönliche Meinung dazu: Mal ganz ehrlich, wie stellt ihr euch das denn konkret vor? Ein paar, am besten möglichst junge und gut aussehende, Damen, die wir 3 Stunden vorher anrufen, und die auch ganz plötzlich die nächsten vier Tage Zeit haben? Und Lust haben, in einen tiefen, tantrischen, möglicherweise lebensverändernden Trainingsprozess einzutauchen? Die nur zu Hause sitzen und auf unseren Anruf warten? Die kein Business, keine Kinder, keine Familie haben, keine Verabredungen? Und die auch gern spontan 400 – 600 Euro für ein solches Seminar zahlen? Ach nein, die kriegen das ja von uns geschenkt!
Oder noch besser: Wir rufen am Abend vor dem Ritual unsere willigen Damen an, ob eine morgen einfach mal so vorbeikommt und einspringen kann? Ganz kostenlos und gratis? Obwohl der Gruppenprozess schon ein paar Tage läuft, die Menschen in genau dieser Gruppe sich beginnen zu zeigen und sich miteinander sicher zu fühlen? Findet ihr wirklich, dass wir dann am letzten Tag eine fremde Person mit ins Tantraritual schicken sollten? Ohne die ganzen Ritualvorbereitungen, die wir seit mehreren Tagen mit euch gemacht haben?
Solche oder ähnliche Fantasien begegnen uns immer wieder – lasst bitte die Kirche im Dorf, ihr Lieben. Tantrainstitute und Tantralehrer besitzen weder übernatürliche Kräfte noch Wunderlampen zum dran Reiben. Und wir möchten auch bei aller Liebe keine Prostituierten beschäftigen – nicht, weil wir das für etwas Schlechtes halten würden, dem ist nicht so. Es würde den Zielen des Tantratrainings schlichtweg nicht dienen, sondern diese komplett torpedieren, weil – wie eingangs erwähnt – Tantra dir deine Bedürfnisse nicht aus der Hand und dir deine Wachstumsaufgaben nicht von den Schultern nimmt, sondern im Gegenteil, dich schult, indem es alles auf dich selbst zurückwirft. Tantratraining ist keine Wellnessveranstaltung.
Herzlich willkommen im Kosmos deiner Potenziale!
Tantratraining ist zwar keine Wellnessveranstaltung, und doch macht es Menschen sehr sehr glücklich und erfüllt, macht sie selbstermächtigt, lustvoll, heiß, attraktiv und vieles mehr, weil es Menschen von innen heraus zum Leuchten bringt, weil es Menschen frei und unabhängig macht und kompetent im Umgang mit Lust, Ekstase und hohen Energien – und es ist und bleibt Training. Normalerweise gehen Menschen nach all den Höhen und Tiefen so eines Seminars sehr zufrieden und voller Liebe und Lebensfreude nach Hause. Also mach dich auf den Weg und fang an!
Wir freuen uns auf dich!
Tandana & Chono
Podcastfolgen zum Thema
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- Folge 85 – Eifersucht – Dämon oder Arschengel?
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- Folge 70 – Tantra Training Level III – Inhalte, Challanges & Gefühlsprozesse
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- Folge 33 – Bedingungslose Liebe?
- Folge 20 – Was ist ein Tantratraining? – Häufig gestellte Fragen (FAQ)
- Folge 17 – Das tantrische “Ja” – Annehmen, was ist und die Partnerwahl
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Wir schreiben über das Wilde Leben. Tantra, Coaching, Beratung, Körperarbeit, Atemtherapie, Improtheater, Tantramassage und schamanische Arbeit – all das will im Kern eine starke und glückliche Persönlichkeit auf dem Sockel einer geheilten Sexualität entfalten.