Tantraseminare als Herausforderung an Leben, Beziehung und Familie.

Erlebnisbericht eines Teilnehmers von „Sprache, Magie & Liebe“ (Tantratraining Level II), September 2025

Davor, danach und dazwischen.

Tantra ist nichts, was ich je in meinem Leben erwartet hätte. Ich war ein Nerd in meiner Jugend, ging zur Armee, um mir was zu beweisen, bin da an mir selbst gescheitert und gegangen, habe ein Technikfach studiert und dann brav gearbeitet.

Ich lernte eine Frau aus einer ganz anderen Welt kennen, eine Künstlerin, verrückt aus meiner Sicht, hippiemäßig und total anders in allen Ansichten. Wir verliebten uns und ich warf alles über Bord und begann im Paradies neue Welten zu erforschen, kaufte mit ihr einen alten Hof am Rande eines Naturschutzgebietes und bekam Kinder auf einen Hof, der bis heute für mich ein Abbild des Hippielebens ist.

An der Verschiedenheit unserer Wesen und der wachsenden Verschiedenheit unserer Bedürfnisse gab es wilde Reibereien. Ich bin mit ihrer Freundin fremdgegangen, nach meinem Verständnis sogar nach ihrem Vorschlag. Sie merkte, dass dies doch nicht passte, und wir begannen uns als Familie, wieder auch mit professioneller Beratung, zusammenzuraufen. Ich wurde der Spendervater eines Kindes einer sehr guten Freundin und ihrer Frau und kam so zu noch viel mehr Familie, die bis heute für mich einen einzigartig schönen Zugewinn bedeutet.

Wir wollten noch ein Kind, es kam, wurde geboren und starb nach acht Stunden aufgrund von Trisomie 13. Der Tod war mir so nahe, dass ich es nicht schaffte, mein Kind, als es lebte, auch nur anzufassen. Ich war in Schockstarre, als es verbannt wurde, und konnte nur unter Schmerzen an den Beerdigungszeremonien teilnehmen. Ich konnte nicht weinen und wurde immer trauriger.

So entschied ich mich für ein Selbsterfahrungstraining, lernte die AUM, Bonding und vieles mehr kennen, aber vor allem Osho und konnte es loslassen (beim Bonding). Ich kaufte das Buch 112 Meditationen von Osho und lernte Tantra kennen, und es verschlang mich.

Nebenbei nahmen wir noch ein Pflegekind auf, weil meine Frau hoffte, dass es die toten Kinder ersetzen könnte. Dies war nicht so, und so wurde es vor allem mein Kind, mein kleiner Extra-Augenstern. Als das traurige Gefühl zu stark wurde, fasste ich den Mut, mich zum Beginnertraining für 2025 anzumelden.

Dies war nun 17 Jahre, nachdem dieser Text begann. Ich ging mit Panik, was das bedeuten könnte, insbesondere für meine gefühlt ständige innere „Ich will weg, es ist so schön“-Wechselbeziehungsstimme mit meiner doch so anderen Partnerin, die für mich neben mir immer zu perfekt wirkte, während ich mir schlecht vorkam.

Ich kam schüchtern zum Seminar, wurde überwältigt und genoss alles. Ich fühlte mich strahlen und aufblühen und lernte wahnsinnig viele Menschen kennen, denen ich in kurzer Zeit näherkam als vielen, die ich nun schon lange kenne. Ich trat großflächig in Fettnäpfchen, entschuldigte mich, tanzte alles raus und kuschelte, küsste und wurde eifersüchtig, verknallt und süchtig. Ich konnte die Eifersucht ablegen und den Neid und die Angst, die anderen seien schneller und besser als ich, konnte Pärchen beim Kuscheln zusehen und mich freuen, fühlte mich in der Gruppe geborgen und wie neu geboren, traf wahnsinnig intelligente Menschen und wahnsinnig schöne Menschen (schön nicht nach Maßstäben der Gesellschaft, sondern nach dem Glanz und der Tiefe des Strahlens in ihren Augen).

Im Ritual gewann eine Seite von mir Oberhand, die aus reiner Bedürfnisgier erwachte. Es war schön und lustvoll, aber ich verlor meine Grenzen aus dem Blick und schlief mit einer Frau auf eine sehr untantrische Art des „Ich brauche das jetzt“. Eine wahnsinnige Schuld überkam mich, weil ich wieder mal fremdgegangen war, und es nagte an mir, doch den Rest vom Seminar konnte ich genießen, weil die Heimkehr ja noch so weit weg war.

Als ich nach Hause kam, war erst alles schön. Meine Frau war begeistert von meinem neuen Wesen, meiner Sanftheit und den Tränen. Als ich dann alles sagte, war sie tieftraurig, wütend und verstört. Sie sagte, ich müsse mich entscheiden: Sie oder Tantratraining bei Chono und Tandana, weil sie Ihnen mit ihren sexpositiven Räumen mehr Schuld zuwies als mir, in dessen Verantwortung es doch lag.

Wir redeten viel, kamen uns wieder näher, aber das Tantra-Thema wurde gemieden. Doch in mir nagte es und ich hatte mich ja im Rausch des Seminars zu vielen anderen angemeldet. Sie merkte, dass ich oft nur noch funktionierte, traurig war und viel zu gerne auf der Arbeit war. Wir redeten und wir merkten, dass es mir zu wichtig war, und wir vereinbarten, dass ich fahren konnte, mit einer klaren Grenze. So war ich nun im Seminar „Sprache, Magie und Liebe“, gerade eben im September.

Das war im Vergleich zum Beginnerseminar viel kleiner, aber dennoch sehr fein. Die Shiva-Energie war etwas mehr, weil leider die Parität aufgrund sehr kurzfristiger Absagen nicht gehalten werden konnte. Interessanterweise hatte ich dann in den gerade aus diesem Umstand auch vorkommenden Shiva-Shiva-Begegnungen die meisten Tränen in diesem Seminar geweint, vor Rührung und Liebe.

Ich hörte eine Frau in einer Mitteilungsrunde etwas sagen und war urplötzlich gebannt von der Intelligenz, die mich zutiefst berührte, und ich war wie sofort verliebt, dabei hatte ich sie bisher gar nicht gesehen, auch weil sie durchaus, wesentlich älter war, aber all das wurde unwichtig und ich wollte es ihr unbedingt sagen, wie ich es begehrte, ihr zu begegnen, traute mich aber nicht. In einer Übung kam ich zu ihr und fasste den Mut das Format dazu zu nutzen, das ich fragte: „Ich hätte Lust dir zu sagen, was ich zuerst gefühlt habe, als ich dich reden gehört habe. Hast du auch Lust?“ und sie sagte „ja“.

Dann ging alles so schnell, so tief und wahnsinnig energetisierend, dass wir die restliche Zeit fast immer beieinander waren, wenn es ging. Ich erlebte völlig neue Welten, weil ich meine Grenze klar kommunizierte und dies enorm schön aufgenommen wurde, sodass wir beide darauf achteten. Wir versuchten die „positiv-navigierende Sprache“ und es wurde um so viele Ebenen klarer, weil ich mich nicht zurechtgewiesen fühlte, sondern geleitet und geführt, wie ich die Momente der Begegnung ihr und mir schöner gestalten konnte, wie selbst beim tiefsten Kuscheln und Begegnen Worte alles noch schöner und besser machen können und eine ganz neue Bindung entsteht. Ich bin noch jetzt verzaubert und voll Herzschmerz des Abschieds. Wir beide hatten gesagt, dass wir dieses Begegnen als Edelstein mitnehmen, und wir beide haben das auch als unseren Edelstein dieses Seminars im Abschluss-Sharing geteilt, was mich nochmal tief berührt hat.

Nun bin ich wieder zu Hause, bin wieder in der Familie, und das Ankommen war harmonischer, als ich mir das hätte wünschen können. Nur eines ist mir klarer: Egal was nun kommt, auf diese Energie aus diesen krassen Seminaren will ich nicht noch einmal verzichten, will nicht noch einmal immer traurig aufwachen und unbewusst anderen das Leben schwer machen, weil ich griesgrämig unglücklich mit mir bin.

Stefan

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